Sinneseindrücke
Wir stehen auf einem Atom. Es regnet Gleichgewicht und es donnert die Zeit. Weißer Wind bläst und schmeckt nach Umarmung. Wir fühlen uns platt. Wir drehen den Schirm laut und die warme Musik des plätschernden Gleichgewichts perlt ab.
Wir wachen auf. Wir springen in die Umarmung und sie schmeckt nach weißem Licht im Winter des Blütenduftes. Hatten wir Oskar gestern Abend noch geduscht? Sicher? Oder wie ist es so, wenn man gerade von der Bettkante rutscht auf den Boden plumpst, sich am Bernhardiner festhält, der einem zum Dank wachküsst. „Guten Morgen Oskar! Danke für die Dusche! Schatz mach den Radiowecker aus! Oh, du riechst nach Blütenmeer.“
Wachgeküsst wanken wir zum Kühlschrank. Ein kalter Wind begegnet uns im Flur. Das Fenster in der Küche steht weit offen. Oskar verzieht sich ins warme Bad. „Hund, komm da raus!“ Oskar rennt wieder ins Schlafzimmer. Wir machen das Fenster zu. Draußen ist die Baustelle. Donnernd fallen Teile vom Gerüst, dass gerade gegenüber abgebaut wird. Der Kühlschrank ist leer. Ein paar Eier, etwas Hundefutter in der Tupperbox, verpackt in Plastik und Käse. Oskar kommt um die Ecke gefegt und hat bereits die Nase im Kühlschrank. Klar, wer zuerst Frühstück bekommt. Während Hundeschmatzen vom Flur herüber tief ins eine Ohr bis in die Zähne dringt, zuckt das Geräusch aufeinanderkrachender Metallplatten im anderen Ohr durch den ganzen Körper. Wir schlagen ein Ei am Pfannenrand auf. Es schmatzt vom Flur herein. Wir leeren das Ei in der heißen Pfanne aus. Ein lautes Krachen ertönt vom Fenster. Wir schalten das Radio ein. Der Radiosprecher erzählt allwissend:
„Stromausfall im Süden des Landes. Der Netzbetreiber hat reagiert, die Regionen werden nacheinander einzeln wieder ans Netz gebracht. Es ist der vierte überregionale Ausfall in diesem Monat….“
Die blaue Flamme nagt an der Pfanne. Es riecht nach Spiegelei. Laut scheppert die Türklingel und übertönt Oskars Frühstück. Oskar übertönt die Klingel und das Radio mit lautem Gebell. Die nächste Platte kracht in den Container. Der Hund verstummt schmatzend. Wir machen das Fenster auf und schauen zur Eingangstür. Da ist Lise. Sie steht bereits am Fenster und fragt in einem mäßig gelangweilten düsteren Ton: „Können Sie bitte Ihr Auto zurücksetzen?! Ich komme nicht aus meiner und scheinbar auch Ihrer Parklücke raus“.
„Wo geht’s hin?“ Fragen wir.
Lise redet schnell und ungehalten: „Zum Torbogencenter. Da wird ein neuer Laden aufgebaut.“ Fängt sich dann aber wieder und fordert uns freundlich drängend auf schnell wegzufahren.
cyberwelten